Follow Through – der Moment, in dem Vertrauen entsteht

Der wichtigste Augenblick im Schuss ist nicht das Lösen der Sehne, sondern die Sekunde danach – wenn nichts mehr verändert werden kann.

 

Der Pfeil ist unterwegs, der Klang der Sehne verhallt, und der Körper hält die Linie. In diesem Moment entscheidet das System: Vertraue ich – oder schütze ich mich?

 

Noch bevor das Bewusstsein etwas registriert, arbeitet das Gehirn im Hintergrund.

Der sensomotorische Cortex löst die Reaktion aus, das limbische System bewertet sie. Hormone strömen ein:

  • Adrenalin für Fokus
  • Cortisol für Bereitschaft
  • Dopamin für Erfolgsempfinden

 

Ob dieser Moment als Erfolg abgespeichert wird, entscheidet sich nicht auf der Scheibe, sondern im Körpergefühl.

Wenn der Bogenschütze sofort die Haltung löst, den Oberkörper zusammenfallen lässt, die Bogenhand nachgibt oder den Blick direkt zum Trefferbild springt, erhält das Gehirn ein Gefahrensignal. Die Rückkopplung bricht ab – die Bewegung wird nicht als sichere Erfahrung gespeichert.

Bleibt der Körper jedoch in der Linie, die Zughand löst weich nach hinten aus, der Blick bleibt ruhig auf dem Ziel, der Atem vollständig – entsteht ein anderes Signal: Sicherheit.

 

Das ventrale Striatum 1) aktiviert sich, Dopamin stabilisiert sich, und das System verankert: „Das war richtig.“

So entsteht Selbstvertrauen – nicht aus dem Pfeil im Gold, sondern aus der physiologischen Vollendung.

 

Follow Through ist keine Disziplin und kein Stilmerkmal.

Es ist Vertrauen in den eigenen Körper und in das bereits aufgebaute Können.

Durch den vollständigen Abschluss der Bewegung schließt das Gehirn den sensomotorischen Kreis – es speichert das Bewegungsmuster als „sicher“. Bricht man zu früh ab, wird Schutz gespeichert – und der Körper reagiert beim nächsten Schuss mit Anspannung.

 

Ein guter Follow Through ist deshalb keine Ästhetikfrage, sondern eine neurobiologische Lernschleife.

In diesen wenigen Sekunden beruhigt sich das System, Cortisol sinkt, der Körper spürt Balance – und er möchte den Moment wiederholen.

 

Follow Through – die Bewegung physiologisch, mental und körperlich zu Ende führen, bevor der Körper aus der Stellung geht.

 

Der Moment, in dem Vertrauen entsteht.

 

Stabile Leistung entsteht nicht aus Kontrolle, sondern aus Vertrauen – und Vertrauen entsteht im Follow Through.

 

Erläuterung

1) Das ventrale Striatum ist die Schnittstelle zwischen Emotion, Bewegung und Lernen.
Es bestimmt, ob der Körper einer Erfahrung vertraut oder sie vermeidet.
Im Bogenschießen – wie in allen präzisen Sportarten – ist es der Bereich, der „merkt“, wenn der Körper sich sicher, ruhig und vollständig fühlt.
Nur dann wird der Schuss nicht nur getroffen, sondern im System verankert.

"Vertrauen entsteht nicht im Verstand, sondern im ventralen Striatum – wenn der Körper spürt, dass alles richtig war."


ÜBER DEN AUTOR

Autor

Ralph Hillmer

Ralph Hillmer ist Experte für Epigenetik  & Sport Mentaltraining und hat bereits in zahlreichen Coachings und Trainings sein Wissen unter Beweis gestellt. In diesem Blog erfährst du mehr über seine Expertise.

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